Düsseldorfer Amtsblatt Nr. 11 - 15. März 1986
Stadtansichten mit Charme
Stadtmuseum erinnert an den Düsseldorfer Maler Peter Janssen
Gemälde von Peter Janssen zeigt das Stadtmuseum, Bäckerstr. 7-9 in einer Ausstellung bis 4. Mai. Der 1906 geborene Peter Janssen hätte im März sein 80. Lebensjahr vollendet. Er entstammte einer Düsseldorfer Künstlerfamilie, deren Wurzeln bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückreichen und die unter anderem den Akademiedirektor Peter Janssen (1844-1908), einem der bedeutendsten Düsseldorfer Historienmaler und den Bildhauer Karl Janssen (1855-1925) hervorgebracht hat. Der Enkel bzw. Großneffe Peter Janssen besuchte in den zwanziger Jahren die Düsseldorfer Kunstakademie und ließ sich nach einem längeren Studienaufenthalt in Paris als freischaffender Künstler in Düsseldorf nieder. Er fand Anschluß an das "Junge Rheinland" und die "Rheinische Sezession". Aus dieser Zeit stammt das Porträt der schlafenden Johanna Ey, heute Teil der Ey-Sammlung des Stadtmuseums.
1932 hatte Janssen seine erste Einzelausstellung bei Alfred Flechtheim in Düsseldorf. Seine weitere Karriere schien vorgezeichnet - bis jäh die Nazis die Weichen anders stellten. 1935 wurde Janssen wegen seiner nicht "reinarischen" Abstammung mit Mal- und Ausstellungsverbot belegt. Er malte im Geheimen weiter, reiste nach Spanien, Italien, Amerika und England. Heimgekehrt, wurde er 1940 zum Militärdienst eingezogen, alsbald aus den bekannten Gründen wieder entlassen, nach mehreren illegalen Reisen 1944 in ein Zwangsarbeitslager deportiert, aus dem er fliehen konnte.
Janssen selbst hat von all diesen Jahren rückblickend nie viel Aufhebens gemacht, schrien einmal einfach, er sei "abwesend" gewesen. Dabei hatte er den größten Teil seines bisherigen Werkes verloren, als er 1945 in Düsseldorf neu begann. Über diesen Neuanfang schreibt Karl Ruhrberg im kleinen Ausstellungskatalog: "Janssens Malerei blieb leicht und heiter, frei von Pathos und von deutscher Erdenschwere. Allerdings ist für den, der näher hinschaut, leicht zu erkennen, daß Melancholie und Heiterkeit Geschwister sind."
Peter Janssen, stilistisch von der französischen Malkultur beeinflußt, hat viele Düsseldorfer Stadtansichten gemalt, deren Farbigkeit und Eleganz von großem ästhetischen Reiz sind. Anders als sein Großvater aber wurde er Kunstprofessor nicht in Düsseldorf - sondern in Berlin. 1957 verlies er Düsseldorf, um eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin anzunehmen. Er, der in seinen Bildern französisch-rheinischen Charme erklingen lies und dem Impressionismus wohl nahestand, kam in die Stadt des Expressionismus. Sein Spätwerk scheint da ruhiger, düsterer, abgründiger zu werden. Janssen starb 1979 in Berlin.
Das Spektrum der von Dr. Inge Zacher (Stadtmuseum) mit Hilfe der Familie des Künstlers zusammengestellten Schau reicht von Bildern aus Janssens Jugend (mit einem Blick aus seinem Elternhaus auf den Rhein) über bekannte Düsseldorf-Motive (Schwanenspiegel, Königsallee) und Früchten der Spanien-Reise (Stierkampf zum Beispiel) bis hin zu seinen späten geheimnisvollen Stilleben, die nicht in Ölmalerei mit graziösem Kolorit, sondern in großflächiger, kontrastreich komponierter Temperamalerei ausgeführt sind. Die 55 Gemälde aus allen Schaffensperioden werden ergänzt durch eine einführende Darstellung über die Künstlerfamilie Janssen mit Kunstwerken und Dokumenten. Im Mittelpunkt der Schau aber steht auf einer Staffelei das wunderschöne Bild "Papageienkäfig" von 1952, für das Janssen damals mit dem Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf geehrt worden ist.