Rheinische Post 13. März 1986
Peter Janssen zum 80. Geburtstag / Ausstellung im Stadtmuseum
Am 29. März wäre Peter Janssen 80 Jahre alt geworden. Zur Erinnerung an den 1979 in Berlin gestorbenen bedeutenden Maler, der ein halbes Jahrhundert in Düsseldorf gelebt und gearbeitet hatte, dessen Familienwurzeln mit der kulturellen Geschichte der Stadt eng verwachsen sind, zeigt das Stadtmuseum knapp 60 seiner Gemälde aus allen Schaffensperioden. Janssen, Enkel des Akademiedirektors und Düsseldorfer Historienmalers Johann Peter Theodor Janssen (1844 - 1908) und Neffe des Bildhauers Karl Janssen (1855-1925), setzte die künstlerische Tradition der Familie bereits in jungen Jahren fort. Als 17 jähriger nahm er das Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie auf, und bereits ein Jahr später, 1924, entstand sein erstes Gemälde, " Ansicht des Hofgartens", eine Winterlandschaft mit Schlittschuh laufenden Kindern im Vordergrund.
In der Endphase seines Studiums, im Winter 1925/26 trat Peter Janssen dem "Jungen Rheinland" bei. Seine enge Verbundenheit mit dieser Künstlervereinigung, die sich um die Kunsthändlerin Johanna ("Mutter") Ey gruppierte, kommt in seinem 1929 entstandenen Bild
"Johanna Ey schlafend" zum Ausdruck. Der Nationalsozialismus bedeutete auch für den väterlicher- wie mütterlicherseits halbjüdischen Peter Janssen einen tiefen Einschnitt: Nach dem Erlaß des Reichs-Kulturkammergesetzes von 1933 erhielt er Berufs- und Ausstellungsverbot; er teilte darin das Schicksal anderer Düsseldorfer Künstler wie Julo Levin, Arthur Kaufmann, Gert Wollheim, Franz Monjau und Bernhard Sopher. Der Maler, der sich jahrelang verstecken mußte und immer wieder im Ausland Exil suchte, wurde schließlich im November 1944 verhaftet und in ein Arbeitslager gebracht, aus dem er jedoch drei Monate später flüchten konnte.
Unmittelbar nach dem Krieg erwachte die Kunst zu neuem Leben. Wie Peter Janssen versuchten viele der als "entartet" eingestuften Maler und Bildhauer an die künstlerische Tradition vor 1933 anzuknüpfen. Auch Janssen schloß sich der - 1938 verbotenen - neu gegründeten "Rheinischen Sezession" an. Die ersten zehn Jahre nach dem Krieg gelten als die bedeutendste Schaffensperiode des Malers. Zahlreiche Düsseldorfer Stadtansichten, wie "An der zerstörten Oberkasseler Brücke" (1947), "Blick auf die Karlstadt" (1954) und "Königsallee" (1955; allesamt in der Ausstellung) stammen aus dieser Zeit.
1957 verließ Peter Janssen Düsseldorf, um eine Professur an der Hochschule für bildende Künste in Berlin anzunehmen. Mit dem Wohnort änderte Peter Janssen auch seine Arbeitstechnik. Waren seine Bilder bis dahin von einem malerischen Impressionismus geprägt, wandte er sich nun abrupt einem expressionistischen Stil zu. Großflächige Bilder, zum Teil plakatartig, deren Motive auf das Herausarbeiten wesentlicher Gegenstände reduziert wurden, wie "Tisch mit Kanne" (1965) und "Stilleben mit Vogel" (1970), traten an die Stelle von stärker an der Wirklichkeit orientierten Abbildungen. Eine Erklärung für Janssens Wandel mag der Einfluß der zeitgenössischen Berliner Kunst geben, die eine traditionell sachlichere, mehr ins abstrakte abweichende Entwicklung nahm, als das "liebliche" Rheinland. Mehrere Motive ziehen sich, in der Ausstellung des Stadtmuseums deutlich erkennbar, trotz aller Brüche und Unvereinbarkeiten durch Janssens Werk: die Liebe zu Spanien, das er Zeit seines Lebens gerne und häufig bereiste (die Stierkampfszenen und südlichen Ansichten zeugen davon), Flüsse und Schiffe sowie schließlich Menschenmengen.
(Ausstellung bis 4. Mai.)
Susanne Hennig