Das Leben, ein Fest? |
Peter Janssen liebt Ausflüge. Sie tauchen auf seinen Bildern häufig
auf und erscheinen immer wie ein besonderes Fest. Aber sie haben verschiedene
Bedeutung. ,,Veremos", ,,Wir werden sehen", da ist schon eine kleine Revolution
im Hintergrund spürbar.
Menschen versammeln sich auch etwa zu einer Malschule, und sie
treffen sich zum bunten Reigen vor bewimpeltem Haus im Kreis. Das Leben,
ein Fest.
Man glaubt, eine feine leise Musik zu hören,
gedämpft wie durch eine Glasscheibe. Das Leben tönt zu uns
herüber, doch ein wenig gebrochen in seiner Unmittelbarkeit.
Das Leben, ein Fest? Ja und nein. Es ist vielleicht eher eine Lesart,
wie man dem Leben auch entgegentreten kann. Es gibt die andere Seite bei
Peter Janssen, die Karl Ruhrberg und Eberhard Roters in ihrem Gespräch
gekennzeichnet haben mit dem Hinweis auf ,,die niedlichsten Katastrophen",
die man sich denken kann. Neben dem Heiteren wohnen Tod und Verderben und
sind sozusagen immer präsent.
Und wir erschrecken nicht einmal. Die gleiche Schalldämpfung des
Gefühls. Lebensfreude wie Lebensangst, Jubel wie Trauer, erscheinen
auf Janssens Bildern spielerisch relativiert. Weniger im Sinn einer ironischen
Distanz, sondern mehr aus der Perspektive des Mannes, dem die Menschen und
Gegenstände seltsam entrückt erscheinen. Ist es nicht ähnlich
wie bei Chamissos Riesenspielzeug? Menschen werden zu Menschlein; in die
Bildsprache Peter Janssens umgesetzt, sie werden zu niedlichen Staffagefiguren.
Doch nun kommt die Umkehrung. Gegenstände gewinnen plötzlich ein
ungewöhnliches Eigendasein. Zum Beispiel; Hüte.
Janssen hat eine hübsche Reihe von Hüten gemalt,
rote, braune und
blaue, Zylinder,
Napoleonshüte
und
Matrosenmützen.
Meistens stehen sie im Bildmittelpunkt und beherrschen das Feld absolut,
sind Hauptstücke.
Sie treten auf vor großer Kulisse, Landschaft oder Interleur, und spielen ihren stummen und dennoch beredten Part. Ein bißchen Magie ist immer dabei.
Mir scheint, Peter Janssen ist auf diesem Weg über seine Kommunikation
mit den einfachen Dingen zu der emblematischen Formensprache gelangt, die
einen großen Teil seiner Bilder kennzeichnet. Symmetrie steht obenan.
Aus dem Mittelfeld, das der Gegenstand beherrscht, entwickelte sich der Kreis,
in den nun die Szene gefangen und gebannt wird.
Die emblematische Bildsprache Peter Janssens hat nichts mit Ornamentik auf der einen oder Abstraktion auf der anderen Seite zu tun. Wenn eine fröhliche Festszene oder auch ein untergehendes Schiff in eine Kreisform eingebunden werden, oft von mehreren Ringen umwunden, wenn Bäume, Trauben, Äpfel auf eine Art Sockelplateau gestellt sind,
Zuweilen gewinnt das Tektonische, das sich unter anderem auch als Konvex-
und Konkavform kundtut, schier die Oberhand über das Lebendige. Und in diesen Zusammenhang gehören natürlich auch Peter Janssens
ungewöhnliche, ganz und gar eigenwillige Farbmischungen.
Werfen wir einen großen Gesamtblick auf Peter Janssens Bilder, hier in der Orangerie, und überhaupt, und wir werden sehen, daß die unbestreitbare Heiterkeit dieses Werkes aus der Erfahrung kommt, die Melancholie und Resignation kennt und in das Weltbild integriert hat. Höchste Einfachheit rührt nicht aus Bescheidung, sondern ist eine Stufe von Weisheit. Doch hier beginnt ein neuer Abschnitt . . Wo enden über Peter Janssen? Lude Schauer |