Barbara Pier (geb. Engel):

ich hatte zwei Semester Grundausbildung bei Jaenisch in der HfBK (so hieß sie damals) hinter mir - Prof. Jaenisch befand mich noch nicht "reif" für einen neuen Lehrer - und es schien auch so zu sein, denn meine ersten Versuche scheiterten  an den HOCHWOHL GEBORENEN (ich war damals in der Tat sehr jung im doppelten Sinne- gerade mal über 18 Jahre und auch sehr unerfahren). Da ich aber im ständigen Clinch mit dem Prof lag, wollte ich UNBEDINGT den Lehrer wechseln.

Ich weiß nicht wer mir den Tipp gab, mich bei Jansen vorzustellen, sicher von einem Mitstudent/in. Jedenfalls bekam ich einen Termin. Ich stapfte die vielen Stufen und Flure zum Atelier Ihres Großvaters, das sich in einem Winkel der Akademie, etwas abgelegenem befand (so zumindest meine Erinnerung). Es empfing mich ein sehr freundlicher Mensch, im tiefsten Sinne.

Die Mappe, die ich mitgeschleppt hatte, sah er sich sorgfältig an. (Meine Erwartung war, dass er sagen würde, er müsste es sich überlegen) und sagte dann, "ja, dann kommen Sie mal zu uns" - so einfach kann es sein. Keine großen Belehrungen, kein sich Aufspielen etc.

So startete ich in die Klasse (damals gab es noch viel Platz, er hatte für seine Studenten (es waren in der Tat hauptsächlich “Jungs") zwei Räume!
Ich erinnere mich - wie auch die anderen geschrieben haben, dass er sehr sorgfältig in der Korrektur war - auch häufiger erschien als die “prominenteren“ Kollegen. 

Er ließ uns gleichzeitig sehr viel Raum, den eigenen Weg zu finden. Vielleicht lag es auch an der Zusammensetzung der Studierenden, jedenfalls haben wir nicht nur viel von ihm und den Gesprächen über unsere Arbeiten gelernt, wir übernahmen auch seine Korrekturweise. Denn wenn er nicht da war, korrigierten wir uns gegenseitig und “förderten“ uns auf diese Weise auch gegenseitig. 

Er arbeitete nicht mit  “Konkurrenzen“, wie ich es aus anderen Klassen hörte. Er behandelte uns gleichberechtigt. Und sollte es so gewesen sein, dass er den einen oder  anderen innerlich vorzog, so blieb das sein Geheimnis. 

Dann erinnere ich mich noch, dass er sich einer Augenoperation unterziehen musste und wir alle sehr beunruhigt waren. (Ich meine, er konnte dann nur noch auf einem Auge sehen)

Später erklärte er uns, dass diese Einschränkung keine große Rolle spielen würde, für seine Malerei sei es nicht wesentlich (Räumlichkeit war in der Tat zu dieser Zeit kein Thema für ihn) und seine lebenslangen Erfahrungen würden auch bei den Korrekturen den Mangel ausgleichen. 

Dann erinnere ich mich noch an ein Gespräch bei dem vor der Akademie die berittene Polizei auf Demonstranten losging - und, jedenfalls bei mir war das so, die “Sinnkriese“: Künstler und politische Wirklichkeit (Leben im Elfenbeinturm) grassierte.  

Genau kann ich mich nicht erinnern was er gesagt hat, aber vom Tenor her war es der Appell, sich nicht von dem abbringen zu lassen, was für einen wichtig war. 

Nach meinem ziemlich plötzlichen Abgang aus der Schule habe ich ihn noch einmal in seiner Wohnung auf einen Kaffee und Kuchen besucht (ich glaube, er war da schon nicht mehr Lehrer an der HfbK). 

Jedenfalls hat mich immer der Eindruck begleitet, dass Prof. Janssen der richtige Lehrer für mich war.

Barbara Pier (geb. Engel)

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