Barbara Kreft:

Ich habe Ihren Großvater genau vor Augen und seine Stimme im Ohr selbst nach all diesen Jahren. Also: leicht nach vorne gebeugt mit einer blauen Malschürze die ewige Zigarette im Mundwinkel , freundlich, eine tiefe, wohltuende Stimme. Ich kam nach Berlin vom" Land" mit wenig  Über- und Durchblick, was den Kunstmarkt anbetraf. Damals hatte man ein Jahr einen Grundkurs in Zeichnen und anschließend musste man sich einen Professor suchen in seinem gewählten Fach. Also Malerin in meinem Fall.

Ich kam über Umwege zur Malerei. Ich wollte immer ,aber es schien zu phantastisch aus der ländlichen ,praktischen Welt die mein Zuhause war.

Peter Janssen war sehr zugänglich als Mensch. und seine Malerei, seine Themen waren mir damals völlig verständlich. Es war noch frohe Malerei die das Sinnliche und Ästhetische der Welt feierte. Ich stellte mich bei ihm vor weil er gütig schien und weder arrogant aggressiv oder zynisch war. Er war in der Hinsicht ein wunderbarer Lehrer, dem es darauf ankam, seine Schüler in jeder Hinsicht zu unterstützen.

In unseren Unterredungen ging es um das Leben als Ganzes und nicht nur um die technischen Aspekte der Malerei. Man sollte seine eigenen Bilder am Meisten lieben, mehr als alle Anderen, ganz egal um welchen Künstler es sich handelt. Ferner sollte man sowohl über Zuspruch, Erfolg als auch Kritik und Ablehnung stehen denn diese Dinge sind nicht von Dauer.(Das klingt doch sehr nach östlicher Philosophie?)

Und man sollte keine Angst vor den eigenen Träumen haben, man sollte seiner Inspiration vertrauen und folgen. Ich glaube im Nachhinein, er sprach als Individualist und Poet , angesichts der Politisierung der Kunst, die das Private das Träumende nicht mehr zuläßt.

Peter Janssen hatte sein eigenes Atelier in der Hochschule auf dem selben Flur nur um die Ecke. Es war sonnig, bunt, voller Bilder einem gemütlichen Sofa und Liköre oder Schnäpse für Besucher. Man durfte ihn jederzeit besuchen und in der Woche besuchte er uns. Ich entsinne mich nur an Einzelgespräche nicht an Gruppenbesprechungen. Letzteres ist etwas was mir sehr im Gedächtnis geblieben als etwas Wichtiges. Ich selber verbringe auch viel Zeit mit jedem Schüler.

Er erzählte viel von seinen Spanien Reisen, die ihn wohl sehr inspirierten. Ich erinnere mich an eine Geschichte von Hochwasser, ein Fluss der alles mit sich riss, so dass anschließend Tiere in den Bäumen hingen. Selbst ein Schlachtfeld kann großartig schön sein sagte er.

Es ging ihm sicher darum, die Welt in allen Facetten farblich und ästhetisch zu übersetzen.

Anekdoten? Einer in der Klasse malte ein Bild wo auch ein Penis gemalt war. Am nächsten Tag war mit Farbe ein Kreuz durch das Bild gemalt und darunter stand "Nicht bei mir"!  Er hatte so seine Prinzipien. Geranien durften auch nicht gemalt werden so "ordinäre Pflanzen" "Eines Tages werden Sie merken ,dass Hundertwasser ein schlechter Maler ist."

Er riet mir immer einen reichen Mann zu heiraten und wann das nicht ginge mir trotzdem keine Sorgen zu machen, ich würde schon zurecht kommen. Das habe ich so an ihm geschätzt, das er einem Zuspruch gab.
Man wurde nicht verunsichert noch indoktriniert. Im nachhinein muss ich sagen das ich mich dadurch zwar langsam aber authentisch entwickeln konnte.

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