Nach der Niederlage Preußens bei Jena und Auerstädt im Jahre 1806 wurde
Erfurt von den Franzosen besetzt. Durch den Vertrag von Tilsit mußte das
Erfurter Gebiet von Preußen getrennt werden. Napoleon nahm Erfurt für
sich und damit für Frankreich in Anspruch. Sieben Jahre dauerte die
Fremdherrschaft Und Ausbeutung. Der Stadt entstand in dieser Zeit eine
Schuldenlast von 20 Millionen Franken, abgesehen von den hohen
Aufwendungen, die die Bürgerschaft zu tragen hatte. Kleine
Auflehnungsversuche patriotischer Einwohner gegen die Unterdrückung
waren vergebens. Die in der Bürgerschaft aufgespeicherte Erbitterung
führte zu einem blutigen Zusammenstoß mit dem Feinde in der Stunde, in
welcher die Befreiungstruppen in Erfurt einzogen.
Die jubelnde Volksmenge durchbrach die noch von
den französischen Truppen gestellte Absperrung. Ein französischer
Offizier ließ schießen und Husaren in die Menge reiten. Es kam zum
Handgemenge, wobei der Offizier von einem Kaufmanndiener mit einem
Bajonett erstochen wurde. Dann wendete sich die Menge gegen den 1811 auf
dem Anger zu Ehren Napoleons errichteten hölzernen Obelisken und steckte
dieses "Denkmal speichelleckerischer Schmeichelei", wie es ein
Zeitgenosse nannte, in Brand.
Wie schon im Tollen Jahr verbindet Janssen auch
auf diesem Bild zwei Handlungsabläufe zum dramatischen Höhepunkt. Der
erstochene französische Offizier liegt unten rechts auf den Treppen zum
Holzobelisken. Die Füße des Offiziers weisen in den Hintergrund, wo man
zwei Erfurter Bürger erkennt, denen ein französischer Soldat
haltgebietend entgegentritt. Vor der Gruppe liegen offensichtlich Teile
des bereits zerstörten Gitters des Holzobelisken. Der linke Arm des
toten Offiziers weist hingegen - vor allem in Verbindung mit dem linken
Bein des vor dem Obelisken knienden Jungen – in Richtung der Bildmitte,
wo die Haupthandlung stattfindet. Kompositionell ist die Figur des toten
Offiziers gleichsam die Angel der Handlung.
Die Hauptperson des Bildes ist ein Mann aus dem
Volk, ein hühnenhafter Handwerker mit großer Lederschürze. Er steht in
Dreiviertelansicht breitbeinig, mit aufgekrempelten Ärmeln da und ruft,
den Blick auf den Betrachter gerichtet, zum Widerstand auf. Dabei hält
er in der ausgestreckten Linken eine brennende Fackel hoch, während er
mit der halbgesenkten rechten Hand entweder ein Werkzeug oder ebenfalls
eine Fackel in ein großes Loch hält, das bereits in den Unterbau des
Obelisken, der aus Holz und Leinwand besteht, gerissen ist. In diesem
Loch sieht man ein kräftiges Feuer lodern. Seine Rauchwolken ziehen
hinter dem Gesellen in dicken Schwaden nach rechts oben ab.
Ein zu Füßen des Volkshelden kniender Junge
macht sich ebenfalls an dem Loch zu schaffen. Die linke Bildhälfte ist
im wesentlichen ausgefüllt mit weiteren Erfurter Bürgern, die bei per
Zerstörung des Obelisken helfen. Im Vordergrund schleppen zwei jüngere
Männer, schon auf den Stufen stehend, in angestrengt-gebückter Haltung
ein Holzfaß mit brennbarem Inhalt heran. Mit seiner weißen Schürze und
dem weißen Haarkäppchen als Bäcker oder Müller gekennzeichnet, ist der
links im Vordergrund stehende Mann durch das Holzfaß mit seinem Partner
verbunden. Dieser ist mit Stulpenstiefeln, enger Hose und langem
Überrock wohl als Bürger höherer Schicht, vielleicht als Student,
anzusehen. Weiter links zum Bildrand sind ein Junge und dahinter ein
Mann dargestellt. Der Junge kniet auf der zweiten Stufe zum Obelisken
und hält Holzscheite unter dem Arm, um damit das Feuer zu schüren. Der
Mann hinter ihm trägt gebündelte Reise als Brennmaterial heran. Während
er über seine Schulter aus dem Bild schaut, als ob er sich nach jemand
umsähe, blickt der Junge wie gebannt in die Richtung des zu zerstörenden
Obelisken. An der linken Ecke des Denkmals beobachten wir noch zwei
andere junge Männer: der weiter links stehende hackt mit einem Gerät auf
die Seitenwand des Obelisken ein, der an der Vorderseite reißt mit den
bloßen Händen das Verkleidungsmaterial des provisorischen Denkmals
herunter. Es ist die Stoffbahn, auf der noch die Worte zu lesen sind:
Napoleon dem Grossen.
Ganz links am mittleren Bildrand schaut ein Kind
zu dem Volkshelden auf. Links seitwärts des Mannes mit dem Hackgerät
steht hinter diesem Kind schräg an den Obelisken eine Leiter angelehnt.
Schon hat sie jemand bestiegen, von dem man nur noch die Füße sieht, um
von oben den Obelisken mitzuzerstören.
Im Vordergrund des Bildes links liegt gehäuftes
Stroh zum Anfachen des Feuers, wie auch auf den Stufen des Obelisken zum
selben Zweck Holzstücke umherliegen bzw. noch eine Axt als
Zerstörungsgerät. Die Bildszene schließen links im Hintergrund einige
Häuser, die nur leicht in die Tiefe führen, da der Unterbau des
Obelisken in der Höhe vollständig und auch in der Breite den Bildraum
sehr ausfüllt, wodurch die Szene auch sehr nahsichtig erscheint.