Werke von Peter Janssen dem Älteren (1844 - 1908)
Bildbeschreibung zu den Wandgemälden im Festsaal des Erfurter Rathauses
Rückkehr Kaiser Rudolfs von Habsburg und seiner Männer nach der Zerstörung von Raubritterburgen, 1290, 312 x 448 cm
Quelle
: Dr. Dietrich Bieber, Peter Janssen als Historienmaler (Teil 2)
Rudolf Habelt Verlag GmbH - Bonn 1979
 

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Kaiser Rudolf von Habsburg hielt 1290 in Erfurt Hof. Von hier aus bekämpfte er mit seinen Dienstmannen und den von der Stadt gestellten Hilfstruppen den räuberischen Adel Thüringens. Dabei brach Rudolf 66 Raubburgen und ließ 29 Landfriedensbrecher auf dem Fischmarkt in Erfurt hinrichten. 

Im Blickpunkt des Bildes reitet auf weißem Pferd Kaiser Rudolf. Ihm voran ziehen seine Männer, darunter die Erfurter Hilfstruppen, die an der hellen Fahne mit dem sechsspeichigen Rad auf dunklem Grund, dem Erfurter Stadtwappen, erkenntlich sind. Rudolfs Krieger schwenken die Fahne mit dem habsburgischen Doppeladler. So vereint ziehen die Sieger, lachend, besinnlich dreinschauend oder singend wie  der Dicke im Vordergrund, diagonal zur Bildfläche im breiten Strom aus dem Burgtor heraus. Rechts von Rudolf sind mit trotzig gesenkten Köpfen, isoliert von den Siegern und bewacht von einem Ritter mit Lanze, zwei der gefangenen Raubritter zu sehen, die am Hals gemeinsam an ein auf ihrem Rücken liegendes Holz gefesselt sind. Der Raubritter mit dem längeren Oberkleid (rechts) hat an seiner linken Schulter den Ärmel vom Kampf aufgerissen. 

Hinter dem Kaiser reiten unmittelbar zwei Ritter mit heruntergeklapptem Visier, ein vermummter Pferdekopf und ein Schild werden sichtbar, es folgen weitere Anhänger des Kaisers, zum Schluß ein Planwagen. Auf der Mauer vor dem Burgtor erblickt man weitere Ritter, im Hintergrund, im Zwickel zwischen den Fahnen, sind andere Männer Rudolfs dabei, die Mauern der Raubritterburg mit einer großen Ramme zu zerstören. Links der Burgmauer blickt man in eine bergige Landschaft.

Kaiser Rudolf ist durch sein Pferd, dessen edler Kopf auffällt, und durch seine Herrscherpose mit eingestemmtem linken Arm deutlich als Hauptgestalt herausgehoben. Er trägt einen mit einem Kronreif verzierten Helm über der Helmbrünne und ist in einen feingemusterten Mantel über einem locker gegürteten, bis kurz über die Oberschenkel fallenden Untergewand gekleidet. Dagegen nehmen sich die zwei Raubritter im Vordergrund betont prächtig aus. Hiermit soll wahrscheinlich gezeigt werden, welche Reichtümer die Raubritter sich erbeuteten. 

Das dem Kaiser vorausziehende Gefolge ist trachtenmäßig bunt gemischt. Die Erfurter Hilfstruppen sind bis auf einige Ausnahmen kaum gerüstet; sie tragen ihre handwerkliche Kleidung, der eine oder andere hat einen Helm aufgesetzt. Farbige Gewandteile, wie eben übergeworfen, sind wohl Beutestücke. Hier und da erblicken wir Lanzen, Schwerter oder wie etwa bei dem Mann in Bildmitte eine geschulterte Hacke. Ein Bürger - es ist der mit dem Steinkrug in seiner Linken - trägt einen Kopfverband, ein anderer – der mittlere in der ersten Dreierreihe von vorn - seinen linken Arm in einer Binde: Kopf- und Armverband bezeichnen die Folgen des Kampfes mit Raubrittern. Der vom Bildrand vorn links überschnittene, den Zug anführende Mann trägt einen Kasten, wohl ein Beutestück, unter dem Arm, der Kopfverletzte hat außer dem Krug auch noch einen Zinnteller mit sich gehen lassen.

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