Auf diesem Medaillon sieht man, wie das weibliche Gegenbild des Jungen
von der Mutter in Handarbeit unterrichtet wird. Die beiden
Dreiviertelfiguren sitzen ein wenig schräg nach links nebeneinander,
rechts die Mutter, links das Mädchen. Während hinter jener eine hohe
breite Stuhllehne zu sehen ist, scheint dieses auf einem Hocker vor der
Wand zu sitzen, die hinter den Gestalten bis etwa zur halben Bildhöhe
sichtbar wird.
Mutter und Tochter
haben einen glänzenden Stoff vor sich, der halb auf dem Schoß der Mutter
liegt, halb von den Händen des Mädchens hochgehalten wird. Die Mutter
weist gerade mit dem Zeigefinger ihrer linken Hand auf den Stoff, als
wolle sie etwas erklären. Dazu hält sie den Kopf leicht zur linken
Schulter geneigt, die Lippen sind jedoch geschlossen. Das Mädchen ist
etwas hinter die Schulter der Mutter zurückgesetzt. Sein Kopf ist leicht
zur rechten Seite hin geneigt, über die auch der Zopf nach vorne fällt.
- Die Tracht der Mutter ist reich geschlitzt, wie man an Ellbogen und
Schulter sieht, dazu ist das Kleid tief ausgeschnitten und über der
darunter sichtbar werdenden Bluse mit einem Zierband zusammengehalten.
Den Hals umschließt ein Anhänger und auf dem Kopf sitzt eine spitz
endigende Haube, die seitwärts über die Ohren reicht, vorne an der Stirn
jedoch in zwei Rundungen tief ausgeschnitten und weiß unterlegt ist.
Dagegen trägt das Mädchen ein schlichtes hochgeschlossenes Kleid.
"Erste Waffenübung"
und "Weiblicher Unterricht" gehören als gegenüberliegende Gegenstücke
zueinander: wie auf dem linken Medaillon der Junker für seinen späteren
Lebensweg lernt, so auf dem rechten das junge Mädchen für den seinen.
Das Ziel des Mannes liegt draußen, deshalb sind die Figuren des linken
Medaillons wahrscheinlich nach außen gekehrt; das Ziel der Frau liegt im
Haus, deshalb sind die Figuren wohl bildeinwärts gerichtet. Auf diese
Weise hat Janssen sehr knapp das damals noch gültige männliche und
weibliche Rollenverständnis erfaßt. Formal wird der Zusammenhalt der
sich gegenüberliegenden Medaillons dadurch unterstrichen, daß beidseitig
hinter den Figuren bis etwa zu halber Bildhöhe eine als Mauer oder Wand
zu deutende Fläche verläuft.