Aber wenn draußen kein Kampf tobt, sei es im Ernste, sei es im Scherz
dann hält drinnen Mägdlein und Frauen das Kaminfeuer fest, und das
Schnurren des Spinnrades mengt sich mit lustigem Sang und Saitenspiel.
Das erste Bild der
Ostwand, das vierte in der Reihenfolge des Zyklus, zeigt eine häusliche
Szene: sechs Frauen sitzen vor dem hell flackernden Kaminfeuer in
verschiedenen Tätigkeiten. Zwei Gestalten im Vordergrund links kehren
dem Betrachter den Rücken zu. Sie tragen V-förmig ausgeschnittene Mieder
und auf dem Kopf verschieden hohe bzw. endigende Hauben. Die Frauen
sitzen auf Hockern und schauen in verschiedenen Profilstellungen nach
rechts zu der größenmäßig hervorstechenden Frau mit der Spindel hinüber.
Das Mädchen vorne hält mit der Linken eine Spindel, wohl für die daran
arbeitende Frau am Bildrand links.
Während diese Gruppe
als Vordergrundsfiguren sich silhouettenhaft dunkel vorne links gegen
den durch das Kaminfeuer hellen Grund abheben, werden die auf der
rechten Seite sitzenden Gestalten von dem Feuer streiflichtartig
beleuchtet. Im Vordergrund rechts sitzt auf einem niedrigen Hocker,
leicht diagonal bildeinwärts gerichtet, eine alte im Profil gegebene
Frau. Sie näht an einem über ihrem Schoß liegenden und von dort
herabfallenden Tuch, wahrscheinlich an einem Kleid. Mit ihrer in langen
Enden über die Schulter fallenden weißen Haube beugt sie sich tief über
die Handarbeit.
Rechts von ihr dann
die bereits erwähnte schlanke, große Frau. Sie trägt eine Haube hinten
sich verbreiternder Form und hält mit der Linken den dick umwickelten
Spinnrocken, aus dem sie mit der erhobenen Rechten gerade einen Faden
zieht. Dabei schaut sie lächelnd über die Schulter nach den vorne links
sitzenden Partnerinnen. Links von dieser jungen großen Frau, nur mit dem
langbehaarten Kopf über einem großen Buch sichtbar, sitzt ein lesendes
junges Mädchen. Im Lichtschein des Kamins verschwinden seine Umrisse. Am
Bildrand rechts zeigt sich über der nähenden Alten noch eine ebenfalls
ältere Frau mit breiter trapezförmiger, vom Kopf stehender Haube, die
vor sich schaut, singt und dazu Laute spielt: man sieht die um das
Griffbrett gelegte linke Hand und den oberen Teil des
Instrumentenkorpus.
Die Szene der in der
Spinnstube beschäftigten Frauen hat einen eigenen Reiz durch den
Gegensatz der dunkel silhouettierten Frauen im Vordergrund links und der
im Streiflicht sitzenden Gruppe. Kompositionell ist das Gemälde
gleichsam auf die in Bildmitte als sinnfälliges Symbol der Hausarbeit
sichtbar werdende Spindel angelegt, die durch ihre Schrägstellung die
rechte Bildseite mit der linken optisch verbindet.