Das nächste Bild über der kleinen Tür führt uns in eine Schmiede, wohin
sich der Burgherr mit seiner Gattin und seinem Sohne begeben hat, um die
neu bestellte Rüstung in Augenschein zu nehmen.
Wiederum ein
Innenraumbild. Gegenübergestellt sind im Vordergrund die Gruppe des
Schmiedes mit der Burgherrenfamilie und im Mittelgrund links, räumlich
zurückgesetzt, drei Knechte des Schmiedes vor der Esse. Den Blickpunkt
des Gemäldes bildet das Rüstungsteil, offensichtlich der Brustpanzer,
das der Schmied dem Burgherrn hinhält. Der Handwerker ist als junger
blonder Mann mit Bundhose, Kuhmaulschuhen, großer Schürze und wegen des
hohen Besuchs eben übergeworfenem Schultermantel mit Kapuze, aus dem die
nackten Unterarme hervorkommen, dargestellt. Leicht vornübergebeugt, ist
der Schmied auf den Burgherrn zugetreten, blickt ihm aber nicht ins
Gesicht, sondern mehr gegen die Brust. In Bildmitte, ein wenig vom
unteren Bildrand überschnitten, steht ebenso in Handwerkertracht der
Schmiedelehrling, der, halb von der Seite, halb vom Rücken her gesehen,
mit einem Schallern im Arm zum Schloßherrn aufsieht. Dieser steht
raumbeherrschend rechts am Bildrand. Er ist in Schrittstellung von der
Seite her gegeben und trägt einen über die Knie reichenden langen Mantel
mit Schulter- und Manschettenbesatz, dazu einen Dolch an der Hüfte. Den
Kopf des Burgherrn bedeckt ein Barett mit weit ausladenden Federn.
Von dem Burgherrn
weitgehend verdeckt, beugt sich hinter ihm seine junge Frau mit weißer
Schleierhaube, langem Rock und gepufften Ärmeln vor, so daß wir ihr
Gesicht in Dreiviertelansicht sehen können, und fährt gerade prüfend mit
ihrer rechten Hand über die blanke Wölbung der Rüstung. Zwischen der
Frau und dem Schmied steht der Sohn: ein Junge mit langen Haaren und
Barett, an den Beinen modisch mit hell-dunkel gestreiften Strumpfhosen
gekleidet.
Im Mittelgrund links
benutzen die Gesellen den Besuch der Schloßherrenfamilie zu einer
Arbeitspause. Sie stehen um den Amboß, jeder in anderer Haltung. Der
links am Bildrand befindliche Geselle hält den großen Schmiedehammer
schräg vor sich auf dem Amboß und blickt ein wenig ironisch nach vorn.
Vor seinem vorgesetzten rechten Fuß ist ein weiteres Stück der
entstehenden Ritterrüstung an den Amboß gelehnt. Seitlich links von
diesem Gesellen steht mit dem Rücken zur Esse der zweite, dicklich und
mit freundlichem Gesichtsausdruck. Er trägt ein flaches Käppchen auf dem
Kopf und schaut mit auf dem Hammer aufgestützten Händen und Kopf in
Richtung der Personen vorne. Der dritte Geselle mit auffallend hoher
stumpfkegeliger Mütze, struppigem Bart und längerem Haar ist hager. Er
steht, sich auf einen Gerätegriff stützend und etwas vor sich stierend,
vornübergebeugt dar. Alle Gesellen tragen Handwerkerkleidung mit
hochgekrempelten Ärmeln und vorgebundenen großen Schürzen.
Die linke obere
Bildecke nimmt das schräg ansteigende Essendach ein, unter dem der Qualm
des unten brennenden Feuers aufsteigt. Er zieht zum rechten
Bildhintergrund, teils beleuchtet von einem dort oben befindlichen
Fenster, in Richtung auf das oben rechts sichtbar werdende Dach. Der
ganze hintere Raum ist von dem wabernden Qualm erfüllt.
Auf diesem Bild hat
Janssen mit besonderem Interesse (1460) den Gegensatz zwischen der
höfisch gekleideten Burgherrenfamilie und den Handwerkern
herausgearbeitet. Er ist im Kontrast der beiden Jungen ebenso
durchgehalten wie im Psychologischen. Während der Burgherr den
Handwerker genau anblickt, wagt dieser nicht, seinem Auftraggeber ins
Gesicht zu schauen, sondern sieht nur ungefähr in seine Richtung. Das
Verhalten der Gesellen ist ebenso gut beobachtet: der linke blickt
skeptisch, der mittlere freundlich und der dritte möglicherweise auch
kritisch und ein wenig unwillig inbezug auf den "hohen Besuch". Ebenso
hat den Künstler malerisch das Motiv des den Raum verunklärenden
Feuerqualms gereizt. So ist das Bild das dritte der
Innenraumdarstellungen, in denen Feuer (1461) als Beleuchtungsquelle
malerisch eine Rolle spielt.