Ernstere Seiten werden im Beschauer wieder angeschlagen in dem nächsten
Bilde, wo blutiges Ringen an die Stelle des lustigen Streites getreten,
und das uns die Frau zeigt, wie sie lindernd und labend um die
Gefallenen sich müht.
Als
Pendant zum Kleinbild der linken Seite ist rechts vom Turnier die
Burgfrau bei der Pflege eines Verwundeten nach dem Ende einer Schlacht
dargestellt. Die Szene spielt am vorderen Bildrand.
Rechts kniet die Burgfrau am Boden, eine gegenüber der "Gutsherrin" des
ersten Kleinbildes gealterte Erscheinung mit resolutem
Gesichtsausdruck.(1459) Der vor ihr leicht bildeinwärts liegende
Verwundete ist mit dem Oberkörper gegen ihre Beine gestützt und ein
wenig aufgerichtet. Die Burgherrin schaut mit besorgt-prüfendem Blick
auf den Verwundeten, wobei sie ihm den Kopf zum Trinken an ein Schälchen
hält, das eine Bedienstete, die schräg zur Rechten des Verwundeten
kniet, an seinen Mund führt. Es ist eine junge hübsche Frau mit um den
Kopf geflochtenen Zöpfen. Aufmunternd und lächelnd sieht sie den
Verwundeten an. Links am Bildrand steht, in der nach rechts etwas
vornübergebeugten Haltung seine Teilnahme zeigend, ein Mönch, dessen von
der Kapuze verdecktes Gesicht wir nicht sehen. Er hält mit der Rechten
einen Krug mit Wasser oder Wein für den Verwundeten. Am unteren Bildrand
rechts liegen stilllebenhaft Schwert, Eisenhandschuh und Schallern des
verwundeten Ritters.
Oberhalb seiner spitzen Eisenschuhe liegt hinter dem Kapuziner und der
jungen Frau ein anderer Ritter mit der Kinnbrünne vor dem Gesicht.
Weiter über ihm ein totes weißes Roß mit einem oberhalb seines Halses
befinlichen Gefallenen, rechts über dem Kopf der jungen Frau stützt sich
ein Ritter mit dem Kopf noch im Visier vom Boden ab. Auf dem über ihm
weiter ansteigenden Ge1ände erblickt man rechts, abwärts liegend, ein
anderes totes Pferd, neben ihm weitere Gefallene oder Verwundete, von
denen eine - rechts über der Haube der Burgherrin wird er sichtbar, auf
dem Bauch liegend und mit von der Schulter herabgerissener Kleidung,
sich etwas aufrichtet. Weiter im Hintergrund sieht man einen Ritter, der
sich mit einem hinter ihm herschleichenden weißen Hund davonmacht.
Andere Gefallene, wie z.B. rechts vom Rücken der Burgherrin oder links
von dem des Kapuziners, füllen weithin das Schlachtfeld. Das Gelände
geht oben in der Mitte mit einem brennenden Haus als Zeichen der
Unfrieden bringenden Schlacht bzw. ihrer Folgen in den oberen Bildrand
über, nur links wird der sehr hochgenommene streifig bedeckte Himmel
frei.
Das
Gemälde "Samariterdienst" ist deutlich als Pendant des kleinen Bildes
auf der anderen Seite vom „Turnier“ konzipiert. Wie dort die Burgherrin
als Gutsfrau den rechten Bildrand betont, so hier der Kapuziner den
linken, also besteht eine Art Gegenständigkeit von Senkrechten. Die
Geländeformation ist entsprechend angelegt: dem Abfallen des Bergrückens
links entspricht das Ansteigen des Hügels rechts. Die sonst jedoch
verschiedene Figurenanordnung -links diagonal über die ganze Bildfläche
nach rechts, dazu im Vordergrund die Burgfrau, rechts ein Dreieck als
Standort von Kapuziner, Burgherrin und jungem Mädchen - garantiert die
notwendige Variation im Bildausdruck.