Werke von Peter Janssen dem Älteren (1844 - 1908)
Bildbeschreibung zu den Wandgemälden in der Kemenate von Schloß Burg a.d. Wupper
In der Kneipstube 106 x 170 cm
Quelle
: Dr. Dietrich Bieber, Peter Janssen als Historienmaler (Teil 2)
Rudolf Habelt Verlag GmbH - Bonn 1979
 

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Einen scharfen Gegensatz hierzu (1462) stellt die in allzu großem Überfluß schwelgende Zechgesellschaft dar, deren Treiben über dem Fenster der Westwand geschildert wird.

Das Gemälde zeigt nach Sitte der Zeit, die es veranschaulichen soll, eine reine Männergesellschaft von sieben Personen, die um einen mit seiner Längsseite bildparallel aufgestellten Tisch sitzen und kneipen. Anscheinend geht es um ein Wettrinken. Links im Vordergrund, ein wenig isoliert von den anderen, dem Betrachter im Profil nach rechts sichtbar, sitzt, an seine Stuhllehne gedrückt und einen großen Zinnkrug leerend, ein jüngerer Mann mit dem Oberteil in Schlitzmode und helldunkel gestreifter Strumpfhose. Er hat die rechte Hand auf den Bauch gelegt und trinkt den Krug, wie man an dessen Stellung sieht, gerade ganz leer. Schon liegt ein anderer Zecher trunken mit zurückgesacktem Kopf und geschlossenen Augen seitlich vorne am Stuhl des wackeren Zechers. Links hinter dem Tisch erblickt man das ein wenig ironisch-nachdenkliche Gesicht eines mit einem Käppchen bekleideten Mannes. Er stützt sich mit den Fingerrücken der rechten Hand auf die Tischplatte und ist der schlichten Kleidung seines eben sichtbaren Oberkörpers nach offensichtlich der die Zecher betreuende Schankmeister. 

Auf der rechten Bildseite sind die Kumpane des Wettrinkers zusammengefaßt. In der Bildmittelachse sitzt wohl der Burgherr, diesmal als junger Mann mit Oberlippenbärtchen wie ein Galan dargestellt. Er sitzt mit in die Hüfte eingestemmter rechter Hand, den Kopf zur gleichen Seite neigend und lauthals lachend am Tisch: man sieht seine weißen Zähne. Die Kleidung des Burgherrn besteht aus einem im Halsausschnitt schalartig geschlossenen Oberrock mit breitem Kragen, der seitwärts fein geschlitzt ist, dazu auf dem Kopf einem Federbarett, das mehrfach in der Krempe eingeschnitten und hochgewölbt ist. In der Linken hält der Burgherr seinen Silberbecher. Vor dem Hausherrn, auf der dem Betrachter zugewandten Seite und ihm den Rücken zukehrend, der vierte Zecher. Er wendet sich ein wenig nach links, so daß man seinen dicklichen Kopf mit, dem gutmütigen Gesichtsausdruck im Profil sieht. Der Zecher hat seinen ganzen Körper ein bißchen gedreht, der Arm überschneidet die Stuhllehne und die zugehörige Hand liegt auf dem Tisch. Ihr ausgestreckter Zeigefinger weist etwa auf den Trinkenden, während dieser vierte Zecher seinen Becher in der Rechten schräg vor sich hält. Auch dieser Mann ist sorgfältig gekleidet: die Oberärmel fallen weit und faltig, sie sind am Schulteransatz fein geschlitzt; passend zu dem eng-anliegenden unterem Ärmelteil trägt der Zecher einen runden Schulterkragen. Den Kopf bedeckt ein spitz endigendes Käppchen. 

Ganz rechts sitzt der Hofnarr auf dem Tisch. Er macht gerade eine kapriziöse, den Akt des Trinkens ironisch kommentierende Bewegung mit seiner rechten erhobenen Hand und wippt mit den Beinen, denn das rechte steht leicht in die Höhe. Kopf und Blick des Narren sind auf den Kannentrinker gerichtet. Erkennbar ist der Hofnarr an seiner typischen Kleidung, der Kappe mit den Schellenspitzen und dem zweifarbig quergeteilten Oberkleid, dessen Farben in der Kappe seitenverkehrt wiederkehren. Links von dem Narren füllt eine siebente Person, von der man kaum mehr als Kopf und Schulteransatz sieht, die lustige Runde. Auch dieser Mann ist in Schlitztracht gekleidet. Er hat etwas längere Haare und blickt schelmisch lächelnd bei etwas nach unten geneigtem Kopf wie der Burgherr und die anderen Zechbrüder auf den Wettrinker. 

Die Komposition ist - für Janssen eine Seltenheit! - bildparallel aufgebaut, wodurch das Räumliche ein wenig eingeschränkt wird. Doch sind durch die Überschneidungen dem Betrachter genügend Momente zur Identifikation mit der Darstellung gegeben: sie ergeben zusammen mit der sehr bildfüllenden Figurenauffassung eine nahsichtige, betrachterbezogene Bildwirkung.

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