Einen scharfen Gegensatz hierzu (1462) stellt die in allzu großem
Überfluß schwelgende Zechgesellschaft dar, deren Treiben über dem
Fenster der Westwand geschildert wird.
Das Gemälde zeigt nach
Sitte der Zeit, die es veranschaulichen soll, eine reine
Männergesellschaft von sieben Personen, die um einen mit seiner
Längsseite bildparallel aufgestellten Tisch sitzen und kneipen.
Anscheinend geht es um ein Wettrinken. Links im Vordergrund, ein wenig
isoliert von den anderen, dem Betrachter im Profil nach rechts sichtbar,
sitzt, an seine Stuhllehne gedrückt und einen großen Zinnkrug leerend,
ein jüngerer Mann mit dem Oberteil in Schlitzmode und helldunkel
gestreifter Strumpfhose. Er hat die rechte Hand auf den Bauch gelegt und
trinkt den Krug, wie man an dessen Stellung sieht, gerade ganz leer.
Schon liegt ein anderer Zecher trunken mit zurückgesacktem Kopf und
geschlossenen Augen seitlich vorne am Stuhl des wackeren Zechers. Links
hinter dem Tisch erblickt man das ein wenig ironisch-nachdenkliche
Gesicht eines mit einem Käppchen bekleideten Mannes. Er stützt sich mit
den Fingerrücken der rechten Hand auf die Tischplatte und ist der
schlichten Kleidung seines eben sichtbaren Oberkörpers nach
offensichtlich der die Zecher betreuende Schankmeister.
Auf der rechten
Bildseite sind die Kumpane des Wettrinkers zusammengefaßt. In der
Bildmittelachse sitzt wohl der Burgherr, diesmal als junger Mann mit
Oberlippenbärtchen wie ein Galan dargestellt. Er sitzt mit in die Hüfte
eingestemmter rechter Hand, den Kopf zur gleichen Seite neigend und
lauthals lachend am Tisch: man sieht seine weißen Zähne. Die Kleidung
des Burgherrn besteht aus einem im Halsausschnitt schalartig
geschlossenen Oberrock mit breitem Kragen, der seitwärts fein geschlitzt
ist, dazu auf dem Kopf einem Federbarett, das mehrfach in der Krempe
eingeschnitten und hochgewölbt ist. In der Linken hält der Burgherr
seinen Silberbecher. Vor dem Hausherrn, auf der dem Betrachter
zugewandten Seite und ihm den Rücken zukehrend, der vierte Zecher. Er
wendet sich ein wenig nach links, so daß man seinen dicklichen Kopf mit,
dem gutmütigen Gesichtsausdruck im Profil sieht. Der Zecher hat seinen
ganzen Körper ein bißchen gedreht, der Arm überschneidet die Stuhllehne
und die zugehörige Hand liegt auf dem Tisch. Ihr ausgestreckter
Zeigefinger weist etwa auf den Trinkenden, während dieser vierte Zecher
seinen Becher in der Rechten schräg vor sich hält. Auch dieser Mann ist
sorgfältig gekleidet: die Oberärmel fallen weit und faltig, sie sind am
Schulteransatz fein geschlitzt; passend zu dem eng-anliegenden unterem
Ärmelteil trägt der Zecher einen runden Schulterkragen. Den Kopf bedeckt
ein spitz endigendes Käppchen.
Ganz rechts sitzt der
Hofnarr auf dem Tisch. Er macht gerade eine kapriziöse, den Akt des
Trinkens ironisch kommentierende Bewegung mit seiner rechten erhobenen
Hand und wippt mit den Beinen, denn das rechte steht leicht in die Höhe.
Kopf und Blick des Narren sind auf den Kannentrinker gerichtet.
Erkennbar ist der Hofnarr an seiner typischen Kleidung, der Kappe mit
den Schellenspitzen und dem zweifarbig quergeteilten Oberkleid, dessen
Farben in der Kappe seitenverkehrt wiederkehren. Links von dem Narren
füllt eine siebente Person, von der man kaum mehr als Kopf und
Schulteransatz sieht, die lustige Runde. Auch dieser Mann ist in
Schlitztracht gekleidet. Er hat etwas längere Haare und blickt
schelmisch lächelnd bei etwas nach unten geneigtem Kopf wie der Burgherr
und die anderen Zechbrüder auf den Wettrinker.
Die Komposition ist -
für Janssen eine Seltenheit! - bildparallel aufgebaut, wodurch das
Räumliche ein wenig eingeschränkt wird. Doch sind durch die
Überschneidungen dem Betrachter genügend Momente zur Identifikation mit
der Darstellung gegeben: sie ergeben zusammen mit der sehr bildfüllenden
Figurenauffassung eine nahsichtige, betrachterbezogene Bildwirkung.