Auf dem größeren Feld zwischen den Arkaden ist im Mittelpunkt das junge
Brautpaar dargestellt: rechts in Schrittstellung und seitlich von vorn
gesehen der junge ~~nn, links die von ihm um die Hüfte umfaßte junge
Frau, ebenfalls etwas schräg dem Mann gegenüber in den Raum gestellt.
Der junge Mann ist größer als sein Gegenüber und schaut mit ein wenig
vom Haar verdeckten Gesicht lächelnd auf seine Braut hinunter. Dabei hat
er die Linke mit der in ihr eingehakten rechten Hand der jungen Frau vor
seine Brust gezogen. Die Braut blickt mit staunend geöffnetem Mund und
Lachen und Verwunderung ausdrückenden Augen auf den sie umfassenden
Mann. Ihr langes Haar fällt offen über die Schultern und hinten bis zu
den Hüften hinab.
Die Kleidung des jungen
Mannes ist merkwürdig phantasievoll: über den höfisch hell-dunkel
gestreiften Strumpfhosen trägt er einen seitlich eingeschnittenen, bis
zu den Schenkeln reichenden weichen Mantel mit offenem Kragen und großem
Umschlag an der Ärmelöffnung. Auf dem Kopf hat der junge Mann eine Kappe
mit hohem, eingeschlagenem Rand, um die Hüfte seitlich zum Rücken einen
Dolch und darüber eine Umhängetasche. So sieht es aus, als gebe der
junge Mann zu einer bestimmten Tätigkeit fort oder komme er davon
zurück. - Die Braut ist häuslich gekleidet. Das Oberteil mit tiefem
Ausschnitt, gepufftem Schulteransatz und enganliegendem, die Hand
übergreifendem Ärmel; darunter hat die junge Frau einen seitlich
eingeschnittenen langen Rock an, unter dem ein andersfarbiger zweiter
sichtbar wird. Auf dem Kopf trägt sie eine über die Ohren reichende
Haube mit über der Stirn zweifach eingebuchtetem, hell unterlegtem
Ausschnitt.
Das Brautpaar ist unmittelbar
von nackten, meist beflügelten Engelputten umgeben, ein wenig dahinter
von großen Engeln. Im Vordergrund links seitlich von vorn gesehen, mit
emporgehobenem Bein tänzerisch schwebend und den Bogen in der Rechten,
Amor. Mit dem im Profil gegebenen Kopf schaut er intensiv auf das Paar.
Links hinter Amor sieht man einen nach vorne kommenden beschatteten
Putto, der einen Blütenkranz um den Hals trägt, rechts dahinter einen
zweiten solchen Kranz, der einen Puttenkopf gerade noch sichtbar werden
läßt. Auf Der rechten Seite, der des jungen Mannes, im Vordergrund mit
Kopf und Schulter von hinten zu sehen, ein Putto, der in der Linken
ebenfalls einen Blumenkranz hält, und hinter ihm ein zweiter in gleicher
Tätigkeit, von dem man nur den bildeinwärtsgekehrten Kopf und einen Arm
sieht.
Von den großen entlang den
aufsteigenden Bogenführungen angebrachten Engeln scheint der linke in
die Szene hineinzuschweben. Man sieht ihn seitlich von vorne bis zu den
Hüften. Seine großen Flügel sind seitlich nach hinten ausgespannt, mit
dem Kopf, hinter dem die gelösten langen Haare flattern, schaut er auf
das Paar, dem er mit den vorgestreckten Händen kleine Kränze aufsetzen
will. Den Kranz für den jungen Mann hält der Engel etwas höher, den für
die Braut tiefer, so daß sich die Höhenunterscheidung zwischen den
Köpfen des Paares hier wiederholt. – Auf der Seite des Bräutigams stehen
zwei große Engel so, daß ihre Flügel bis nahe an die Spitze des
Arkadenbogens reichen. Der vordere Engel ist im Profil nach links nur
bis zur Brust zu sehen, der hintere in Dreiviertelansicht von vorne, er
steht etwas mehr bildeinwärts. Der erste Engel hat volles und hoch
hinter seinem Kopf herwehendes Haar, schaut auf das Brautpaar nieder und
hält in der linken Hand ein metallisch glänzendes hohes Gerät,
vielleicht ein Füllhorn, aus dem er mit der rechten Hand elegant Rosen
streut. Der zweite Engel trägt zeremoniell mit beiden Händen eine Fackel
vor sich her. Auch er blickt, den Kopf leicht zurÜcklegend, auf das
Paar. Die großen Engel tragen alle lange, hemdartige Gewänder, teils mit
übergelegten Oberteilen, so der linke und der vordere rechts mit dem
plissierten Oberärmel.
In den Zwickeln rechts und
links, wo die Arkadenbögen an die Längswände des Raumes stoßen, sind auf
Wolken, die über den Zinnen des Dekorationssystems aufsteigen,
fanfarenblasende Engel angebracht. Sie erscheinen seitlich nach links
bzw. nach rechts gewandt, jeweils zur Brautszene gerichtet. Wegen des
kleineren Bildfeldes ist der ganz im Profil gesehene Engel links
zierlicher als der rechte und wirkt so weiter entfernt. Das Pendant
rechts hat mehr Platzentfaltung und breitet seine Flügel seitlich hinter
bzw. über sich aus. Beide Engel haben langes wehendes Haar, die Fanfaren
sind mit in den freibleibenden Raum unterhalb der Instrumente
flatternden Bändern geschmückt. Der linke Engel hält seine Fanfare sehr
gerade, der rechte hält sie ein wenig schräg nach oben und den linken
Arm abgewinkelt ziemlich nah am Mund.
Die Symbolik der Szene dürfte
so zu sehen sein: die seitlich befindlichen Engel blasen Fanfaren zum
Beginn des Lebensbundes, den sich das junge Paar in der Mitte
verspricht. Amor hat es zusammengeführt, die Engelputten bringen schon
die Festkränze, der große Engel links will das Paar mit den Brautkränzen
krönen, die großen Engel rechts streuen Blumen als Glücksbringer bzw.
halten die Hochzeitsfackel. Christliche und der Antike entstammende
Vorstellungen durchdringen sich: die Engel vertreten den christlichen
Bereich, Amor den antiken, die Engelputten einen christlich-antikischen
Zwischenbereich. Bei dem Motiv des rosenstreuenden bzw. fackelhaltenden
Engels verbinden sich die aus der Antike stammenden Zeremonien (1469)
formal mit der christlichen Engelsikonographie. Es liegt im Sinn des
erotisch getönten "Liebeszaubers", daß die Engel mit den langen Haaren
nicht männlich, sondern weiblich sind.