Gruß an Peter
Janssen Selten
ist der Weggang eines Künstlers aus der Stadt, in der er viele Jahre
hindurch gelebt, gelernt und gearbeitet hatte, lebhafter bedauert worden
als der von Peter Janssen aus Düsseldorf. 1957 wurde er - wo sind die
Jahre geblieben? - als Professor an die Hochschule für bildende Künste
in Berlin berufen, und mancher mag sich damals gefragt haben, ob eine
solche Berufung nicht auch hier möglich gewesen wäre. Denn Peter Janssen
ist ein Maler, der wunderbar in diese Landschaft paßt. Mit seinem
vielgesichtigen, wandlungsreichen, immer wieder überraschenden Werk, das
seine Frische niemals verlor, wirkte er auf Kollegen, Freunde und die
sogenannte Fachwelt drumherum ebenso anregend wie mit seiner
Persönlichkeit. Sicher in sich selbst ruhend, aber nur scheinbar robust,
in Wahrheit höchst sensibel und verletzlich, schlagfertig, witzig,
kritisch, aber nie intellektuell überspitzt, scharfzüngig, gelegentlich
auch streitbar, aber niemals bösartig und immer versöhnlich, höchst
gesellig, aber trotzdem Distanz wahrend und sich nicht anbiedernd:
So kannten wir ihn, so
gehörte er zur rheinischen Kunstszene, zum Bilde der Stadt Düsseldorf,
so hätten wir ihn gern permanent unter uns gewußt, nicht nur für die
Dauer regelmäßiger, aber eben doch zeitlich begrenzter Besuche. Das hat,
neben dem Charme dieses Mannes, sicher auch damit zu tun, daß er der
Prototyp des Düsseldorfer Künstlers ist, ohne im mindesten provinziell
zu sein, was, bevor die Düsseldorfer Szene sich Ende der fünfziger,
Anfang der sechziger Jahre so grundlegend änderte, durchaus nicht
selbstverständlich war.
Die Nachbarschaft
Frankreichs ist, was die Qualität von Janssens peinture betrifft, in
allen Phasen seines Schaffens spürbar geblieben, so sehr diese sich im
Rückblick voneinander unterscheiden und gegeneinander abgrenzen lassen
mögen. Es gibt keinen Künstler, der besser malen kann. Janssen hatte
immer genau beobachtend und sicher reagierend, eine wunderbar leichte
Hand, aus der Farbe und Form scheinbar ohne Anstrengung wie
selbstverständlich flossen, eine Gabe, die nicht oft anzutreffen ist in
einem Land, in dem die Erkenntnis, daß das Leichte das Schwerste ist,
nicht zu den Binsenweisheiten gehört.
Die aus dieser
Begabung resultierende Grazie durchwaltet Janssens Werk von den frühen,
spontan und ungemein impressiv gemalten Bildern, die zum Teil auf höchst
eindrucksvolle Weise in Erinnerung rufen, daß Malerei Schrift ist, über
die spanischen Landschaftsformationen,
Terrassenstädte und Figurationen
der fünfziger Jahre, die eine unglaubliche Virtuosität verraten, bis zu
den heiter-nachdenklichen,
formal konzentrierten Bilderfindungen der
letzten Zeit, in denen sich scheinbare
Naivität mit malerischem
Raffinement, Reales mit Phantastischem, Heiteres mit Hintergründigem
mischt. Daß die hellfarbige, stillebenhafte Welt wieder durch Personnage
belebt, Erzählerisches ohne literarische Anleihen unmittelbar in Farbe
und Form übertragen wird, scheint für Janssen der Weisheit vorläufig
letzter Schluß zu sein. Gerade diese Bilder machen deutlich, daß die
Erfahrungen der frühen und mittleren Jahre in das Spätwerk eingegangen
sind. Formale Elemente älterer Epochen werden nicht nur erinnernd
zitiert, sondern sind Ingredienzien der neuen, doppelbödigen Bildwelt
geworden. Es gibt in Wahrheit keinen Bruch zwischen den frühen und den
späten Arbeiten, so sehr sich das auf den ersten flüchtigen Blick hin
vermuten ließe.
Wir hätten den inneren
Zusammenhang auch der scheinbar widersprüchlichsten Entwicklungsstufen
gern ausführlicher belegt; aber wir wissen - und respektieren es -, daß
für jeden in der Fülle seines Schaffens stehenden Künstler das neueste
Bild jeweils das wichtigste ist. In diesem Sinne begrüßen wir Peter
Janssen, für den sich in Düsseldorf vor allem Hella Nebelung immer
wieder eingesetzt hat, nun auch als liebenswürdigen, willkommenen Gast
in der Kunsthalle dieser Stadt.
Karl Ruhrberg